Mara – wann bist Du das erste Mal Dona Marlene begegnet? Wie war die Begegnung für Dich?
Dona Marlene bin ich im Februar 2006 in Köln begegnet, als sie in Begleitung von Don Agustin dem EARTH OASIS Büro, damals noch in der Brüsseler Strasse, einen Besuch abstatteten.
Die Begegnung war von Anfang an sehr herzlich und ihre sanfte mütterliche Ausstrahlung hat mich schon damals sehr berührt. Das nächste mal begegneten wir uns im Jahr 2007 auf meiner ersten EARTH OASIS Gruppenreise in das Amazonas Camp Don Agustins. Sie nahm mich sofort an die Hand und führte mich zusammen mit Don Agustin in die Arbeiten im Camp ein. Seitdem begleite ich regelmässig die EARTH OASIS Gruppen in das Camp und bin auch feste Schamanin im Team Don Agustins und Dona Marlenes in Deutschland.
Innerhalb der letzten Jahren hast Du Don Agustin und Dona Marlene häufig bei den Seminaren in Deutschland und in der Schweiz begleitet. Welche Eindrücke/Erlebnisse/Erkenntnisse hast Du von dieser Zeit?
Die Eindrücke und Erlebnisse dieser Zeit zu schildern würden wohl ein spannendes Buch füllen. Am allerwichtigsten für mich ist jedoch, dass wir alle im Team Teil von Don Agustins und Dona Marlenes Familie geworden sind. Die Beziehung zwischen uns geht weit über eine gewöhnliche Freundschaft hinaus.
Dona Marlene beeindruckt vor Allem durch ihre ruhige zurückhaltende Art. Oft bemerkt man erst auf den zweiten Blick ihre enorme schamanische Kraft, die sie direkt aus ihrem Herzen schöpft. In den Zeremonien schwebt sie oft engel- oder göttinnengleich durch den Raum, wenn sie ihre sanften Lieder singt. Doch auch in der unglaublichen Ausdauer und Kraft, die sie in den nächtelangen Behandlungen beweist, sind besonders bemerkenswert. Mit ihrer liebevollen und mütterlichen Art nimmt sie jeden der Teilnehmer in ihr Herz auf.
Ich denke, dass Dona Marlene in den über fünfundzwanzig Jahren an der Seite Don Agustins einen unermüdlichen Erfahrungs- und Wissensschatz angesammelt hat, auf den sie in den Zeremonien und Einzelbehandlungen zurückgreifen kann. Und ich habe beobachtet, dass sie sich häufig selbst zurück genommen hat und die Arbeit Don Agustins aus dem Hintergrund unterstützte. Nun wird sie zum ersten Mal selbst im Mittelpunkt der nächtlichen Visionssuchen stehen und wir alle sind fest davon überzeugt, dass wir noch staunen werden, wenn Dona Marlene ihre ganze Zauberkraft entfaltet.
Du hast schon mehrmals Dona Marlene und Don Agustin in Peru besucht. Was hat diese Erfahrung in Dein Leben gebracht?
Man könnte sagen, diese Erfahrung hat mir ein vollkommen neues Leben gebracht. Interessanterweise habe ich schon als Kind immer wieder zu meinen Eltern gesagt, dass ich einmal im Amazonas bei meinem Stamm leben werde. Meine brasilianischen Wurzeln legen eine Verbindung meiner Vorfahren zu dieser Region nahe. Heute weiss ich, dass meine Ahnen auch in der Gegend, wo Dona Marlene und Don Agustin leben, gewesen sind. Schliesslich gab es nicht immer Länder und Grenzen und die Stämme reisten durch das ganze Amazonasbecken. So habe ich also eine wahre Heimat gefunden und mit Dona Marlene und Don Agustin auch eine Familie. Mein Wunsch ist es auch, in absehbarer Zeit dorthin zu ziehen.
Was mein Leben am meisten verändert hat, war die Wiederanbindung an die Natur, die im Dschungel so intensiv statt findet. Wir stehen in unmittelbarem Kontakt mit dem Wald, nehmen verschiedenste Pflanzen, darunter auch Visionspflanzen ein und verbinden uns hierdurch mit dem Geist und der Heilkraft der Pflanzen. Auch halten wir Zeremonien ab, in denen wir uns mit den Geistwesen der Amazonasmythologie verbinden. Dies alles eröffnet uns einen Zugang zu in uns verborgenen Kräften, die wir von solch einer Reise mitbringen und in unseren Alltag integrieren können. Für mich bringt jeder Aufenthalt dort im Camp eine starke und sehr positive Veränderung in mein Leben. Häufig geschehen positive Dinge, Kontakte oder Erlebnisse, die einen völlig neuen, vorher nicht absehbaren Weg eröffnen. Und selbstverständlich nutze ich jeden Aufenthalt dort zu einer schamanischen Diät mit Heilpflanzen, die mich auf meinem schamanischen Weg weiterbringt und stärkt. Ausserdem wird der Körper gereinigt und es kann in vielen Bereichen Heilung geschehen. Dona Marlene und Don Agustin verstehen es beide meisterhaft, uns in unserer Entwicklung mit all unseren Bedürfnissen auf wahrhaft liebevolle Weise zu unterstützen und zu begleiten.
Was bedeutet für Dich Schamanismus? Glaubst Du an die Schamanische Heilung und Visionssuche?
Die Frage, was Schamanismus eigentlich ist, taucht immer wieder in meinem Leben auf. Eine einfache und übereinstimmende Charakterisierung des Schamanismus gibt es auch nicht. Schamanische Kulturen gibt und gab es über alle Zeiten hinweg, überall auf der Erde. Wir wissen von Schamanen in Sibirien und Russland, auf dem gesamten Asiatischen Kontinent und in Teilen des Orients, in Nord- und Südamerika, in Afrika und bei den Aborigines Australiens. Auch wissen wir, dass unsere Vorfahren in Europa, die keltisch-nordischen und die germanischen Völker Schamanen in ihren Gemeinschaften hatten.
Ihre Aufgaben in den Gemeinschaften waren und sind vielfältig. Sie sind spirituelle BeraterInnen und SeelsorgerInnen, TherapeutInnen und Heilkundige, ProphetInnen und oftmals intellektuelle und politische DenkerInnen und FührerInnen. Sie sind Beschützer der Natur und der in ihr existierenden Wesen, sie vermitteln zwischen ihr und der Menschheit. Ihr Hauptmerkmal jedoch ist die Fähigkeit, zwischen unserer dreidimensionalen Realität und dem Jenseitigen zu vermitteln; sie reisen in die so genannten Anderswelten, in die Ober-, die Mittel- und die Unterwelt, um Antworten und Heilung für die Menschen und die Natur zu finden.
In neueren schamanischen Lehren wird darauf hingewiesen, dass die schamanische Veranlagung in jedem Menschen vorhanden sei und erweckt werden könne. Die schamanische Sichtweise zusammen mit wahrhafter Öffnung und Liebe geben eine gute Basis ab, auf der wir neue Wege für unser Wachstum erlernen können.
Krankheit und Heilung im schamanischen Weltbild
Aus schamanischer Sicht ist Krankheit ein nicht natürlicher, disharmonischer Zustand. Ein Mensch, der nicht im Gleichgewicht mit den universellen Kräften ist, wird körperlich oder seelisch krank. Um Informationen für die Wiederherstellung dieses Gleichgewichtes zu erhalten, begibt sich der Schamane mit Hilfe schamanischer Techniken in veränderte, erweiterte Bewusstseinszustände. Solche Techniken sind beispielsweise ekstatischer Tanz, Trommeln, Rasseln, Atemtechniken und die Befragung von Heilpflanzen. Dabei entwickelt jeder Schamane seine eigene Art.
Schamanen holen auch abgespaltene Seelenteile kranker Menschen zurück und integrieren sie in deren Bewusstsein, so dass die Ursache der Krankheit aufhört zu existieren. Sie beten und opfern den Geistern oder Spirits und folgen den Anweisungen, die sie von diesen erhalten, um günstige Bedingungen für eine Heilung oder eine andere ihnen anvertraute Aufgabe zu schaffen.
Für Schamanen sind alle Wesen der Existenz beseelt, so alle Elemente wie Feuer, Wasser, Erde, Luft, alle Pflanzen, Tiere und Mineralien, Sonne, Mond und alle Gestirne. Ganz besonders auch die Himmelsrichtungen.
Zur Unterstützung werden diese Kräfte angerufen. Meist haben Schamanen auch ihre eigenen Hilfsgeister oder Krafttiere, mit denen sie eng zusammenarbeiten.
So arbeite ich u.a. mit der Bärenkraft (Tuwa Körperarbeit), mit der Kraft des Adlers (Tanzritual/Trancetanz) und mit der Medizin der Schlange (Amazonasschamanismus).
Und natürlich werden auch häufig die Heil- und Visionskräfte von Pflanzen zu Hilfe genommen. Durch die Einnahme dieser Pflanzen, z.B. Ayahuasca, Pilze, San Pedro oder Peyote Kaktus, kann der Schamane in seinen Visionen Erkenntnisse über die Probleme und Krankheiten seiner Klienten erlangen und als Werkzeug der geistigen Welt für Heilungen eingesetzt werden.
Heilung bedeutet im Schamanismus immer die Erweiterung dieses Konzeptes auf alle Seinsbereiche, Heilung im körperlichen Bereich kann immer nur mit der Heilung und Reinigung aller anderen Lebensbereiche, wie unserer Gefühle, Gedanken, Glaubensmuster, Überzeugungen und Verhaltensweisen einhergehen.
Wem würdest Du ein Seminar mit Dona Marlene empfehlen?
Grundsätzlich sind bei uns immer alle Menschen willkommen, besonders diejenigen, die wirklich bereit sind, über den eigenen Tellerrand zu schauen und dabei über die eigenen Grenzen zu wachsen.
Menschen, die wirkliche Heilung und spirituelles Wachstum als Grundlage für eine neue Welt und eine neue Menschheit suchen, in welcher alle Menschen in Harmony mit sich selbst und der Umwelt in Frieden leben können. Dona Marlenes liebevolle sanfte Art holt jeden Teilnehmer genau dort ab, wo er steht – in seinem Herzen.
Vielen Dank für das Interview!