Großmutter: Tsering Dolma Gyaltong | Tibetische Buddhistin, Tibet/Kanada
, erzählt Großmutter Tsering. Großmutter Tsering durfte als Mädchen die Schule besuchen, obwohl es nicht einfach für Frauen in Tibet war. Später schrieb sie, aus Dankbarkeit, Briefe für Frauen, die dies nicht gelernt hatten. Als Tsering zwölf war, starb ihre Großmutter. Mit fünfzehn begann Tsering sich mit dem Buddhismus zu befassen, der sie lehrte, dass das Individuum nicht relevant ist, dass man sich stattdessen auf andere konzentrieren sollte- ein Prinzip, nach dem sie auch heute lebt. Ihr wurde bewusst, dass ihre Großmutter ein wunderbares Beispiel dafür war, wie man selbstlos und zum Wohl anderer leben kann, und dass auch ihre Mutter eine sehr großzügige und positive Frau war. Großmutter Tsering ist der Meinung, dass es keine großen Unterschiede zwischen den verschiedenen spirituellen Traditionen der Welt gibt, außer dass es beim Buddhismus in erster Linie darum geht, den Geist zu kultivieren und durch ihn inneres Glück zu erlangen. Tsering erschüttert auch die zunehmende Zerstörung des Planeten. Sie ist der Meinung, dass der Grund dafür, dass kein Frieden angestrebt wird, in der gewaltigen Konkurrenz, die wir anderen gegenüber verspüren und in dem Egoismus liegt. Großmutter Tsering glaubt, dass Eltern die Verantwortung für die Kinder tragen, die später als Erwachsene der Welt schaden.
. Im Jahr 1958 nahm Großmutter Tsering eine beschwerliche einmonatige Reise mit ihren Kindern durch die Berge Tibets nach Indien auf sich, um dem brutalen Regime der chinesischen Kommunisten zu entfliehen. Für sie war es in ihrer Heimat zu gefährlich geworden, da ihr Mann weltweit die tibetischen Interessen vertrat. Während der kommunistischen Übernahme wurden zwei Drittel Tibets an China angeschlossen, 1,2 Millionen Tibeter wurden ermordet und 6.254 Klöster zerstört. Hunderttausende Tibeter wurden in Arbeitslager gebracht. Großmutter Tsering war gezwungen, mit ihrer Familie dieselbe Strecke zurückzulegen wie der Dalai Lama. Tserings ältestes Kind jedoch, ein Mädchen, das eine kommunistische Schule besuchte, hatten sie bei Verwandten zurückgelassen, um zu verhindern, dass die Flucht der Familie entdeckt wurde. Nachdem Großmutter Tsering und ihre Familie das rettende Indien erreicht hatten, konnten sie, wie der Dalai Lama, nie mehr in ihre Heimat zurückkehren. Im Jahr 1972, vierzehn Jahre nachdem Großmutter Tsering nach Indien geflohen war, zog sie mit ihrer Familie nach Toronto, Kanada. Heute leben Tibeter über die Welt verstreut und bemühen sich darum, ihr Frieden und Wohlergehen zu bringen. Großmutter Tsering betet täglich für den Frieden und das Glück der Welt und ihres Volkes. Als Tsering 1984 nach Indien zurückkehrte, belebte sie den tibetischen Bund der Frauen (http://www.tibetanwomen.org./). Sie schaffte weltweit dreiunddreißig Zweigstellen, u.a. in New York und Toronto. 1995 nahm sie an der vierten UN-Weltfrauen-Konferenz teil, die in Beijing, China, stattfand. Sie erhielt viele Drohungen und riskierte ihr Leben, als sie sich offen gegen den Umgang der chinesischen Regierung mit Tibetern und insbesondere tibetischen Frauen aussprach. Als Großmutter Tsering zum ersten Mal zu den Großmüttern sprach, sagte sie:
Sie trug abschließend noch ein tibetisches Gedicht vor: