Großmutter: Maria Alice Campos Freire | Santo Daime, Amazonas/Brasilien

, sagt Großmutter Maria Alice. Maria Alice, die in Brasilien aufgewachsen ist, war von Geburt an Krieg und Verfolgung ausgesetzt. Mit siebzehn, als sie in Chile lebte, wurde sie inhaftiert und gefoltert. Während ihrer Inhaftierung war sie schwanger. Ihre Tochter kam zur Welt, nachdem sie in Europa als Flüchtling Asyl erhalten hatte. Da ihre Tochter jedoch ständig weinte, riet man ihr, nach Afrika zu ziehen. Dort angelangt, verstummte das Weinen ihrer Tochter und im Alter von dreiundzwanzig begann sie sich dort mit ihrer Spiritualität zu befassen. Nachdem sie Amnestie erhalten hatte, kehrte Maria Alice nach Brasilien zurück, wo sich ihr neue Welten eröffneten. Sie erfuhr die Initiation der Umbanda, einer brasilianischen Religion, die auf afrikanischen, brasilianischen, heidnischen und christlichen Traditionen beruht. Während eines Rituals hatte sie eine Vision von ‚Meister Irineu‘, dem spirituellen Schutzpatron eines heiligen Tees namens Santo Daime. Kurz darauf bot sich Maria Alice die Gelegenheit Santo Daime zu trinken, welches ein weiterer Bestandteil ihrer spirituellen Initiation war. Sie zog zum Amazonas, wo sie eine weitere wichtige Seite ihrer Spiritualität entdecken sollte und begriff, dass das große Leid, das sie erfahren hatte, erforderlich gewesen war, um ihrer Spiritualität bewusst werden zu können. Im Amazonas-Gebiet traf sie Padrinho Sebastião, einen Schüler von Meister Irineu und Anführer einer spirituellen Bewegung aus dem tiefsten Amazonas. Er hatte sie geistig zu sich gerufen und empfing sie, als wäre sie seine eigene Tochter. Santo Daime wird, wie Peyote und andere Arzneien, von indigenen Völkern nur aus religiösen Gründen im Rahmen eines Rituals oder einer Zeremonie eingesetzt und macht nicht süchtig. Großmutter Maria Alice fühlt sich durch die Reinheit des Regenwaldes, seiner Bewohner, Pflanzen, Bäume und Pilze reich beschenkt. Clara Shinobu Iura gehört ebenfalls der Santo-Daime-Gemeinschaft an und ist auch eine der dreizehn Großmütter des Rates. Clara Shinobu Iura traf wenige Wochen nach Maria Alice ein. Sebastião erkannte, dass beide Frauen ungeheure Heilkräfte besaßen und ließ sie immer zusammen arbeiten. Seit 1998 reisen sie um die Welt, um andere Gemeinden und Kirchen bei der Heilarbeit zu unterstützen. Heute ist Großmutter Maria Alice eine Älteste und eine Madrinha der Umbanda-Zeremonien in der Santo-Daime-Kirche in Ceu do Mapia. Sie ist außerdem eine Heilerin und Expertin auf dem Gebiet der Amazonas-Pflanzenheilkunde, die Gründerin des Centro Medicina da Floresta und eine Aktivistin des Vereins zur Erhaltung des traditionellen Erbes des Regenwaldes. Sie ist ihrem spirituellen Meister sehr dankbar dafür, dass er ihr den Auftrag erteilt hat, eine Organisation zum Schutz der Heilmethoden des Amazonas zu gründen. Sie hat sich auch der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen verschrieben, damit ihre eigene Arbeit von ihnen fortgeführt wird und so das traditionelle Wissen erhalten bleibt.