Großmutter Beatrice Long Visitor Holy Dance & Großmutter Rita Long Visitor Holy Dance | Oglala Lakota, Süd Dakota/USA
Die Schwestern Beatrice und Rita Long Visitor Holy Dance, sind Oglala Sioux und leben auf der Pine Ridge-Reservation im US-Bundesstaat Süd-Dakota. Sie gehören dem Crazy-Horse-Klan an, der nach einem der angesehensten Krieger und indigenen Führer der Oglala-Lakota-Indianer aus dem 18. Jahrhundert benannt ist. Die Oglala sind der zahlenmäßig stärkste Unterstamm der Lakota-Indianer, die langläufig als Sioux bekannt sind und einst weite Teile der nordamerikanischen Prärie bewohnten. Bei den westlichen Stämmen handelt es sich überwiegend um die Teton-Lakota, die sich wiederum in sieben verschiedene Gruppen unterteilen lassen, von denen die Oglala die zahlenmäßig stärkste Untergruppe repräsentieren und heute überwiegend auf der Pine Ridge Reservation angesiedelt sind. Seit 1890, als ihre Hauptressource, die riesigen Büffelherden, von den Weißen, die ihrem Jagdtrieb nachgaben, praktisch und teils systematisch auf Regierungsebene ausgelöscht wurde, leben die Lakota in existenzieller Armut, Krankheit und mit einer Vielzahl sozio-ökonomischer Herausforderungen, die den Fortbestand ihrer kulturellen Identität in enormer Weise bedrohen. Eine Arbeitslosenrate von ca. fünfundachtzig Prozent, zunehmende Gewalt, Alkoholismus, eine Schulabbrecher-Rate von fünfundvierzig bis dreiundsechzig Prozent sowie eine Selbstmordrate, die doppelt so hoch ist wie im nationalen Durchschnitt, sind nur einige Merkmale der rezenten Situation der Reservationsgesellschaft. Rita und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Beatrice haben als Kinder die Internatsschulen der US-Regierung besucht, wo sie neun Monate des Jahres verbrachten; die anderen drei halfen sie zuhause der Familie. Ziel der Internatsschulen war an erster Stelle das Erlernen der englischen Sprache sowie die Erziehung der indianischen Kinder zu „guten amerikanischen Staatsbürgern“ unter Vermittlung westlicher Werte und christlicher Glaubensvorstellungen. So wurde den Kindern bspw. das Sprechen ihrer Muttersprache unter Strafe verboten, so dass viele indigene Angehörige ihre Traditionen und kulturelle Identität verloren und in einen Generationskonflikt gerieten. Als 1942 jedoch die Mutter der beiden Schwestern an Krebs erkrankte, musste Rita, nach Abschluss der achten Klasse, vier Jahre zuhause bleiben, um ihren Eltern zur Hand zu gehen. Auch Beatrice musste schließlich nach Hause zurückkehren und sich um die Familie und die Brüder kümmern. Schließlich starb die Mutter im Jahr 1946. Nach dem Schulabschluss arbeiteten Rita und Beatrice in den Kartoffelfeldern, was harte körperliche Arbeit und einen Kümmerlohn bedeutete. Erst nachdem die beiden Schwestern vier Jahre lang verheiratet gewesen waren und Beatrice schon vier Kinder zur Welt gebracht hatte, bekam Rita ihr erstes Kind. Insgesamt gebar sie jedoch sieben Jungen und ein Mädchen. Im Laufe der Jahre sahen sich die Familien der beiden Schwestern immer seltener. 1971 verließ Rita das Reservat, um eine Arbeit zu finden, damit sie ihren Kindern ein besseres Leben ermöglichen konnte. Neunzehn Jahre nach dem Tod ihrer Mutter, kam ihr Vater bei einem Autounfall ums Leben. Seither schließen die Schwestern ihre Eltern und Großeltern in ihre Morgen- und Abendgebete ein. Großmutter Beatrice arbeitet seit 1974 im Gesundheitswesen und versucht ihren Stammesleuten zu helfen. Heute arbeitet sie täglich vier bis sechs Stunden als Sozialarbeiterin. Sie verabreicht den Tuberkulose-Kranken ihre Medikation. Davor hat sie als Gemeindehelferin mit Diabetikern gearbeitet. Ursprünglich wollte sie gerne Krankenschwester werden, doch die Möglichkeit bot sich ihr nicht. Großmutter Beatrice ist der Meinung, dass die Menschen nicht so viele Tabletten schlucken und zu natürlichen Heilmethoden zurückkehren sollten. Beatrice und Rita machen sich nicht nur viele Gedanken um die Armut in ihrem Reservat, sondern auch um den Alkoholismus und die Drogensucht.
„Wir arbeiten mit traditionellen Heilmethoden und pflanzlicher Medizin. Unser Sonnentanz unterstützt das Gebet und bringt viele auf den richtigen Pfad zurück. Jungen und Mädchen tanzen den Sonnentanz und verbinden sich wieder mit dem Ursprung ihres Seins. In der Tradition der Lakota gibt es sieben Riten, die ihnen, der Legende nach, vor neunzehn Generationen, von der weißen Büffelkalb-Frau überbracht wurden: die Verteidigung der Seele, der Reinigungsritus, der Visionsschrei, der Sonnentanz, die Verbrüderung, der Initiations-Ritus vom Mädchen- zur Frau-Sein und der Ballwurf.“
Als die beiden Schwestern sich dem Rat der Großmütter vorstellten, sprachen sie ihren Dank darüber aus, dass man sie gefragt hatte, gemeinsam mit den anderen weisen Frauen über Frieden, Liebe, Glaube, Barmherzigkeit zu sprechen. Sie sagten:
„Wir sind voller Hoffnung, dass die Arbeit des Rates den Kindern, Enkeln und allen nachfolgenden Generationen viel Gutes bescheren und nicht zuletzt den Lakota-Indianern Stimmen verleihen wird.“