Großmutter: Agnes Baker Pilgrim | Takelma Siletz, Oregon/USA
Großmutter Agnes Baker-Pilgrim, geboren am 11. September 1924 am Oberlauf des Siletz-Flusses im US-Bundesstaat Oregon, ist das älteste weibliche Stammesmitglied der dort ansässigen Siletz-Stämme (Rogue River Indians), die sich aus den Takelm, Latgawa, Shasta und diversen Unterstämmen der Coquille, Tututni und Euchre Creek Indianer zusammensetzen.
Großmutter Agnes ist ein spirituelles Oberhaupt des Bundes der Stämme von Siletz und Behüterin der heiligen Lachs-Zeremonie, die sie wieder neu zum Leben erweckte, nachdem diese vor 150 Jahren aufgrund eines Massakers an ihren Stammesleuten lange Zeit in Vergessenheit geraten war. Sie hat viele Länder der Erde bereist und sich für diesen Planeten und bedrohte Arten eingesetzt. Im Laufe der Jahre ist sie auf nationaler und internationaler Ebene für ihren Führungseinsatz, ihren Dienst an der Gemeinschaft und ihrer traditionellen Lebenswege ausgezeichnet worden.
Großmutter Agnes’ gebürtiger Name ist Taowhywee, was Morgenstern bedeutet.Ihr Großvater, Chief George Harney, war der erste Häuptling, der von dem Bund der Stämme von Siletz eigenständig gewählt wurde. Sie wuchs mit acht Geschwistern während der großen Depression in armen Verhältnissen auf, aber sie hatte nie das Gefühl, dass ihr irgendetwas fehlte. Schon als kleines Mädchen verbrachte sie gerne Zeit im Garten der Familie und beschäftigte sich mit den einheimischen Pflanzen.
Als Agnes ihren Schulabschluss machte, waren ihre beiden Eltern bereits verstorben und ihre Brüder kümmerten sich um sie. Danach arbeitete sie in Portland als Arzthelferin und anschließend als Krankenschwester in einem Krankenhaus.
Großmutter Agnes war zweimal verheiratet und ist Mutter von drei Töchtern und drei Söhnen. Nachdem sie zum zweiten Mal Witwe geworden war, heiratete sie einen Yurok-Indianer. Großmutter Agnes hat achtzehn Enkel und siebenundzwanzig Urenkel. Vor Kurzem bekam sie eine Ur-ur-ur-Enkelin.
Im Jahr 1982 erkrankte Großmutter Agnes an Krebs. Sie bat den Schöpfer darum, sie am Leben zu lassen, da ihre Familie sie brauchte und sie der Meinung war, dass es noch viel für sie zu tun gab auf dieser Welt. Ihre spirituelle Berufung erfuhr sie mit fünfundvierzig in Form einer gewissen Rastlosigkeit, die sie selbst in ihre Träume verfolgte. Eine Kraft sog sie auf den spirituellen Pfad und sagte ihr, sie solle ihr Innerstes reinigen.
Als Großmutter Agnes entschied, ihrer spirituellen Berufung zu folgen, fiel eine große Last von ihren Schultern ab. Sie gelobte den Pfad zu begehen, um ihre Ahnen und die zukünftigen Generationen, ihre Eltern und ihre Kinder zu ehren. Sie gelobte auch, sich für die Gesundheit ihrer geliebten Mutter Erde und die heiligen Orte ihres Stammes einzusetzen.
„Die dominante Gesellschaft hat kein Konzept für das Heilige, wie die Naturvölker es haben. Sie entweiht unsere heiligen Orte. Wir müssen diese spirituelle Blindheit, diese Unfähigkeit, das Heilige um uns herum zu erkennen und zu würdigen, bekämpfen.“
Nachdem Agnes jahrelang für die indianischen Gesundheitseinrichtungen gearbeitet hatte, machte sie mit über fünfzig ihren Magister der Psychologie und der Native American Studies. Auch wurde sie Beraterin und Mitbegründerin der Konaway Nika Tillicum Native American Youth Academy, einem akademischen Programm der Southern Oregon University, das speziell für Studenten indigener Herkunft konzipiert wurde.
Als Älteste der dreizehn Großmütter, baten sie die anderen darum, den Vorsitz des Rates zu übernehmen. Sie ist der Auffassung, dass alle Großmütter ein kämpferischer Geist verbindet, der von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Großmutter Agnes‘ größte Hoffnung ist es, die Schönheit und die Vielfalt dieses Planeten beschützen und erhalten zu können. Dies dürfte mithilfe des Lebensmottos dieser weisen Frau zu schaffen sein:
„Gestern ist Geschichte, morgen ist ein Rätsel, heute ist unser Geschenk und wir sollten es gut nutzen.“